Risikokompetenz und Eigenverantwortung

Medien und falsche Risikoeinschätzung

Menschen fürchten das Unbekannte und fürchten das, was ihre soziale Familie, ihre soziale Gruppe fürchtet. Dieses Unbekannte wird heute fast ausnahmslos durch sämtliche Medien an den Menschen herangetragen. Der Mainstream der Berichterstattung sieht nun so aus, dass über zuviel negative Ausnahmen und wenig über dahinterliegende durchaus positive Entwicklungen berichtet wird (Beispiele: Terroranschlag, Flugzeugabsturz, Entwicklung der Kriminalität, neue Viruserkrankungen). Nach neuen Forschungsergebnissen nehmen wir Menschen nun negative Reize doppelt so stark wahr wie positive Reize. Selbst einzelne negative Worte werden in unserem Gehirn schneller und besser verarbeitet als positive. In der Praxis der medialen Berichterstattung würde es schon helfen, wenn ab und zu eine Relativierung der Gefahrensituation stattfinden würde. Pragmatisch hieße das: nach dem Bericht über einen Flugzeugabsturz bliebe auch das extrem seltene Auftreten einer solchen Katastrophe nicht unerwähnt. Dadurch könnte leichter eine Relativierung des Risikos stattfinden.

Erlernte Hilflosigkeit: Wenn Menschen jedoch durch die einseitig negative Berichterstattung und die menschentypische Informationsverarbeitung immer wieder vermittelt bekommen, dass sie ausgeliefert sind und eh nichts ausrichten können, dann lernen sie hilflos zu sein und neigen fortan höchstens zu sinnentleerten Übersprungshandlungen (Beispiel Hamsterkäufe).

Risikoabschätzung: Jede Risikoabschätzung ist eine Kombination aus der Art und Weise der Darstellung der Gefährdung, dem eigenen Glauben bezüglich der Stärke der Gefährdung und welche Meinung Personen, die mir nahe stehen oder die betroffen sind, über die Gefährdung äußern. In dieser Kombination kann es sein, dass Risiken heute überschätzt werden, die eigentlich statistisch gesehen gering sind (Coronavirus, Flugzeugabstürze, Terroranschläge) und andere Risiken unterschätzt werden, die vor allem kollektiv eine große Wirksamkeit haben. So lösen reale Gefahren für die gesamte Menschheit wie die Klimakrise, Umweltzerstörung, Verlust der Artenvielfalt oder soziale Konflikte kaum solche Ängste aus wie ein einzelner Terroranschlag. Sie bleiben abstrakt!!

Risikokompetenz und Eigenverantwortung: Risikoforscher raten zu einem Bildungssystem, das bereits früh Risikokompetenz vermittelt, gegen das Phänomen einer durch falsche Ängste erzeugten hysterischen Medienlandschaft. Was uns im medialen Alltag helfen kann, ist das Erkennen der Fallstricke, die Aufklärung mit Hilfe von Fakten und die bewusste Entscheidung, sich den ungeschönten Tatsachen zu stellen. Erst daraus folgt die Möglichkeit aktiv zu werden, d.h. aus der ohnmächtigen Haltung heraus- und in die Eigenverantwortung hineinzutreten. Risikokompetenz und die Bereitschaft Eigenverantwortung zu übernehmen sind die Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes, zufriedenes Leben. Daher lautet die Formel:

Risiko erkennen – Risiko richtig einschätzen – aktiv werden, um negative Folgen abzuwenden.

Das sogenannte Risikoparadox wird von Ortwin Renn, dem Verfasser des gleichnamigen Buches, im FILMBEITRAG kurz vorgestellt.

Quelle : 3sat Scobel „Gefühlte Wahrheit“ / Ortwin Renn „Das Risikoparadox“

(Li/Zy)