Dr. Udo Engelhardt in Castrop-Rauxel
Der Meeresbiologe Dr. Udo Engelhardt war am 21.11.2019 zu Gast im Wichernhaus in Castrop-Rauxel und hielt seinen Vortrag zum Thema des fortschreitendenen Klimawandels. Der bekannte Klimafolgenforscher beschrieb auf beeindruckende Weise die Verursachungen der Klimakrise, die augenblickliche Klimasituation, sowie die dringend notwendigen Gegenmaßnahmen.
„Wir haben fünf vor zwölf, allerdings fünf Sekunden vor zwölf, nicht fünf Minuten. Es ist wirklich ein kritischer Zeitpunkt in der Geschichte“, so begann er hier seinen Vortrag.
Dr. Udo Engelhardt ist seit über 30 Jahren Meeresbiologe und Korallenriff-Ökologe. Langzeitstudien auf den Seychellen und dem Großen Barriere Riff in Australien brachten ihn schon früh mit den dramatischen Auswirkungen des Klimawandels in Berührung. Er ist seit über 20 Jahren Direktor von Reefcare International, einer australischen Forschungseinrichtung, die auf Biodiversitätsstudien und Riffschutzmaßnahmen spezialisiert ist. Zur Zeit läßt Dr.Udo Engelhardt seine Forschungstätigkeit ruhen, um sich auf die Klimakommunikation zu konzentrieren.
Das Klimabündnis Castrop-Rauxel und Fridays for Future luden gemeinsam zu der Veranstaltung ein.
Etwa 170 Menschen folgten der Einladung zum Vortrag ins Wichernhaus, das Pastor Arno Wittekind für die Veranstaltung zur Verfügung gestellt hatte.
Die rasante Erwärmung des Globus war für den Referenten das zentrale Thema. Alle seine Darstellungen stütze er durch wissenschaftliche Forschungsergebnisse. Hier einige wichtige Eckpunkte zum Thema „Klimanotstand“ aus seinem Vortrag :
- Es gibt einen Zusammenhang zwischen CO2 Emissionen und Temperaturanstieg. Ingenieure von Esso/Exxon erforschten schon in den 80er Jahren diesen Zusammenhang und sagten damals bereits einen globalen Temperaturanstieg von 1.1 bis 1.2 Grad durch den CO2 Ausstoß voraus.
- Die CO2 Emissionen sind vom Menschen gemacht. Um 400 Mio. Tonnen CO2 „rauszuhauen“, brauchte es den Zeitraum von 1751 bis 1967, also 216 Jahre. Von 2007 bis 2018 kam diese Menge in nur 11 Jahren zustande.
- Permanentes Meereis in der Arktis wird bei „business as usual“ in ein bis zwei Jahrzehnten verschwunden sein. Das Auftauen des Permafrostes stellt ebenfalls eine Gefahr dar. Der dritte „Pol“ ist für die Wissenschaft der Himalaya. Wenn 75% der Gletscher abschmelzen, wäre die Wasserversorgung von 1.5 Mrd. Menschen gefährdet.
- Dadurch entstehen im globalen Klimasystem Kipp-Punkte. Wird ein Kipp-Punkt überschritten, wird es u.a. eine immense, plötzliche Temperatursteigerung geben, die nicht zurückgenommen werden kann. Bei dem momentanen CO2 Ausstoß können solche Kipp-Punkte spätestens in 10 – 20 Jahren erreicht werden.
Im 2. Teil des Vortrages ging es um Handlungsmöglichkeiten. Als grosse Stellschrauben wurden folgende politische Entscheidungen in den Vordergrund gestellt :
- Ende aller Subventionen für fossile Energien (wie z.B. in Großbritannien im Bereich Kohle). Deutschland gibt immer noch jährlich 57 Mrd. Euro (!) für klimaschädliche Subventionen aus.
- Förderung von erneuerbaren Energien.
- Einführung einer weitgreifenden CO2 Steuer mit sozialem Ausgleich, z.B. 180 Euro pro Tonne.
- Unterbindung des aktiven politischen Lobbyismus und der Parteienfinanzierung durch Firmen und Konzerne.
„Wir brauchen den gesellschaftlichen Kipp-Punkt, d.h. den Druck von unten, von der Straße“, sagte Dr. Udo Engelhardt abschliessend. Die Bewegung Fridays for Future hat für ihn dabei eine zentrale Bedeutung.
Klimabündnis Castrop-Rauxel
(Li/Zy)