- Wir haben maximal nur noch 10 Jahre
Wer geglaubt hat, dass Deutschland vom Klimawandel verschont würde, der musste sich eines Besseren belehren lassen. Klimaexperte und Meeresbiologe Dr. Udo Engelhardt erläuterte den Schülern des Berufskollegs die komplexen Zusammenhänge mit vielen Bildern und Grafiken. „Wir liegen auf der gleichen Höhe wie Kanada. Es müsste bei uns eigentlich viel kälter sein, ähnlich wie in Kanada. Wir haben aber milde Temperaturen, weil der warme Golfstrom den Atlantik erwärmt. Damit es die Golfströmung aber überhaupt gibt, braucht es das Grönländische Eisschild. Dessen kaltes Wasser sinkt nach unten und zieht das warme Wasser des Golfstromes zu uns herüber. Bereits jetzt aber hat diese gigantische Pumpe Aussetzer, sowohl was das Wasser als auch die Winde betrifft. Die Folgen sind die letzten beiden Jahre bei uns fühlbar angekommen.
Hitzeglocken hingen über Deutschland fest und brachten neue Hitzerekorde : im Emsland 42,6 Grad. In Grönland waren es im gesamten Juli acht Grad wärmer als im Vergleichszeitraum. Auch deshalb werden wir in den kommenden Jahrzehnten wärmere und trockenere Sommer, aber auch kältere und trockenere Winter bekommen. Weltweit liegen wir damit auf einem der Spitzenplätze, was die Veränderungen des Klimas angeht“.
In dem 90-minütigen Vortrag zeigte Dr. Engelhardt mit großem Engagement die Ursachen und Folgen des menschengemachten Klimawandels. Er stellte vor allem das Tempo der Erderwärmung heraus. Die Erdgeschichte habe mal 14 Millionen Jahre gebraucht, um die Erde derart zu erwärmen. Der Mensch schafft es in 250 Jahren Industrialisierung.
Den anwesenden Schülern verschlug es bei den vielen alarmierenden Fakten beinahe die Sprache. Dies beobachtete auch die Lehrerin Stefanie Hudde-Siedlacek. „Am Ende kam keine echte Diskussion auf. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass der Vortrag am Anfang unserer Projektwoche zum Thema Klimawandel stand und die Schüler unvorbereitet waren. Mehrere Schüler sind aber so interessiert, dass sie jetzt eine Umwelt-AG an unserer Schule gründen wollen. Zusammen mit dem Klimabündnis Castrop-Rauxel wollen wir das Thema stärker an unserer Schule betonen und die Schüler und Kollegen im Kampf dagegen unterstützen“.
Frau Hudde-Siedlacek hatte die Veranstaltung organisiert und dankte vor allem dem Klimabündnis Castrop-Rauxel – vertreten durch Birgitta Link – das die Kosten für den Vortrag übernommen hatte.
Am Ende des Vortrages versuchte Dr.Engelhardt den Schülern Mut zu machen „Wir haben noch fünf, vielleicht zehn Jahre bevor das Klima endgültig kippt und große Systeme für lange Zeit zerstört sind. In diesen Jahren brauchen wir allerdings eine weltweite Einsparung von CO2 von mindestens zehn Prozent im Jahr. Also packt mit an, wendet Euch an Eure Abgeordneten vor Ort und macht denen Druck. Geht zu „Fridays for Future“, fordert die Schulleitung auf, dafür Unterrichtsgänge zu organisieren. Setzt Euch dafür ein, dass mehr Solaranlagen auf die Dächer kommen. Teil einer Bewegung zu sein, die was ganz Großes schaffen kann, nämlich den Sieg über den Klimawandel, kann auch etwas ganz Tolles sein“.
Pressemitteilung und Bild von Til Röhrmann, BKCR
Dr. Udo Engelhardt, wissenschaftlicher Direktor von Reefcare International in Australien, lässt seine Forschungstätigkeit für zwei Jahre ruhen, um Klimakommunikation zu betreiben.
(Li/Zy)